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CAPITULUM VI

 

Quod Vetus Testamentum Deum Patrem quidem manifeste, Deum autem Filium obscure praedicavit. Novum autem Testamentum Deum Filium manifestavit, sed Spiritus sancti Deitatem primo subinnuit, et paulatim sufficienter edocuit.

 

Quid enim? Vetus Testamentum praedicavit manifeste Deum Patrem, Filium autem non adeo manifeste, sed obscure. Novum Testamentum manifestavit Deum Filium, sed submonstravit et subinnuit Deitatem Spiritus sancti. Praedicatur postea Spiritus sanctus, apertiorem nobis tribuens suae Deitatis manifestationem: non enim conveniens erat, nondum confessa Patris Deitate, Filium manifeste praedicari, neque Filii adhuc non suscepta Deitate, Spiritus sancti Deitatem nobis praedicari, et quemadmodum cibo gravari super virtutem, et supra modum onerari mentes humanas, terrena inhabitatione obtusas, et mole peccatorum depressas. Neque etiam facilis erat transpositio eorum, quae longa consuetudine, et prolixo tempore in venerationem devenerant; ideoque tamquam ab infirmis evangelica et salubris pharmacia paulatim suscepta est, arte divina benignioribus medicinaliter commista.

 

Attamen ipse quoque Spiritus sanctus ubique in Evangelio Filio comparatur: Filius generatur, Spiritus sanctus praecurrens in concipiendo Virginem obumbrat; Filius baptizatur, Spiritus sanctus in specie columbae cum attestatione Patris adest; Filius tentatur, Spiritus sanctus ducit et reducit; Filius virtutes facit, Spiritus sanctus ubique consequitur, et credentibus se ingerit; Filius in coelum ascendit, Spiritus sanctus ad docendam et supplendam omnem veritatem succedit.

 

Ita quippe fides sanctae Trinitatis secundum virtutem credentium paulatim mensurata, et quasi particulariter distributa, et in integrum crescens, tandem perfecta est. Proinde ab adventu Christi usque ad diem iudicii, quae sexta aetas distinguitur, et in qua una eademque Ecclesia, praesente iam Filio Dei, innovatur, nequaquam unus aut uniformis, sed multi et multiformes Status inveniuntur.

 

Fuit nempe una facies Christianae religionis in primitiva Ecclesia, quando Iesus regressus a Iordane, et ductus a Spiritu in desertum, et post tentationes relictus a tentatore, pertransiens Iudaeam et Galilaeam duodecim apostolos elegit, quos speciali doctrina Christianae fidei instituit, quos ut essent pauperes spiritu, et caetera quae in sermone in monte ad eos habito scripta sunt, edocuit, quos, ut saeculum hoc nequam calcarent, instruxit, quos salubribus et innumeris evangelicae doctrinae praeceptis informavit.

 

 

Sed post Christi passionem, resurrectionem et ascensionem, et post datum Spiritum sanctum multi videntes signa et prodigia quae fiebant per manus apostolorum, collegerunt se in eorum societatem, et factum est, sicut Lucas scribit: Multitudinis credentium cor unum et anima una, nec quisquam dicebat aliquid esse suum, sed erant illis omnia communia: nec quisquam egens erat inter illos. Dividebatur autem singulis prout unicuique opus erat (Act. IV, 32-35), caeterorum vero nemo audebat coniungere se illis, sed magnificabat eos populus(Act. V, 13). Et collecta est nova fidelium Ecclesia per gratiam sancti Spiritus, renovata primum ex Iudaeis, deinde ex gentibus, deposito paulatim ritu tam Iudaeorum, quam gentium, servatis tamen quibusdam differentiis naturalibus et legalibus, quae tam ex lege naturae, quam ex lege scripta abstracta et  excepta, Christianae fidei, nec erant, nec sunt contraria, sed omnibus devote et fideliter servantibus constat esse salubria.

 

Coepit etiam iam tunc manifeste praedicari integra fides sanctae Trinitatis, cum testimonio Veteris et Novi Testamenti, quae prius quasi sub umbra et quasi gradatim insinuata, revelabatur. Surgunt sacramenta nova, ritus novi, mandata nova, institutiones novae. Scribuntur epistolae apostolicae et canonicae. Lex Christiana doctrinis et scriptis instauratur, fides quae vocatur catholica in universo mundo annuntiatur; et sancta Ecclesia pertransiens per diversos Status sibi invicem paulatim succedentes, usque in hodiernum diem, sicut Iuventus aquilae renovatur et semper renovabitur, salvo semper sanctae Trinitatis fidei fundamento, praeter quod nemo aliud deinceps ponere potest, quamvis in superaedificatione diversa plerumque diversarum religionum structura crescat in templum sanctum Domino.

 

6. Kapitel

 

Das alte Testament verkündete Gottvater offenbar, Gottsohn aber verborgen. Das Neue Testament jedoch verkündete Gottsohn. Die Göttlichkeit des Heiligen Geistes erwähnte es aber zunächst nur kurz und berichtete erst nach und nach darüber.

 

Was nämlich? Das alte Testament prieß Gottvater offenbar, Gottsohn hingegen noch nicht offen, sondern verborgen. Das neue Testament offenbarte Gottsohn, die Göttlichkeit des Heiligen Geistes aber wurde nur angedeutet und nahe gelegt. Später wird der Heilige Geist verkündet, indem er uns deutlich eine Offenbarung seiner Göttlichkeit erwies. Es war nämlich weder angemessen, dass der Sohn verkündet wurde, bevor die Göttlichkeit des Vaters bekannt war, noch, dass die Göttlichkeit des heiligen Geistes uns verkündet wurde, bevor wir die Göttlichkeit des Sohnes akzeptiert hätten, denn die menschlichen Seelen sind während ihres Aufenthalts auf Erden geschwächt und von der Masse ihrer Sünden niedergedrückt, als seien sie mit viel zu viel Nahrung voll gestopft und von ihrer Maßlosigkeit beladen. Weil es außerdem schwierig ist, dasjenige zu ändern, was lange Zeit gewohnt und geachtet ist, nahmen die Schwachen das nützliche Heilmittel des Evangeliums, das Gott gleich einem Arzt verteilte, nur nach und nach auf.

 

 

Dennoch wird überall im Evangelium der Heilige Geist dem Sohn zur Seite gestellt: Der Sohn wird gezeugt, vorher kommt der Heilige Geist und spendet der Jungfrau bei der Empfängnis Schatten; der Sohn wird getauft,  während der Vater Zeuge ist, wohnt auch der Heilige Geist in Form einer Taube der Taufe bei; der Sohn wird versucht: der Heilige Geist leitet ihn und führt ihn zurück; der Sohn  wirkt Wunder: der Heilige Geist folgt ihm überallhin und erfüllt die Seelen der Gläubigen; der Sohn steigt in den Himmel auf, der Heilige Geist nimmt seine Stellung ein, indem er die gesamte Wahrheit lehrt und sie vervollständigt.

 

Und so wurde der Glaube an die Heilige Dreifaltigkeit entsprechend der Tugend der Gläubigen allmählich, sozusagen stückweise ausgeteilt, so dass er in seiner Reinheit bis zur Perfektion anwachsen konnte. Deshalb wurde in der Zeit von der Ankunft Christi bis zum Tag des Gerichts, die als sechstes Zeitalter bezeichnet wird, die Kirche unter Anwesenheit des Sohnes erneuert. Zu dieser Zeit wurde sie keinesfalls als einförmig und einheitlich sondern vielfältig und reichhaltig wahrgenommen.

 

Denn es war in der Tat eine Erscheinung in der christlichen Urkirche, als Jesus vom Jordan zurückkehrte, vom Heiligen Geist in die Wüste geführt wurde und nach den Versuchungen vom Versucher befreit war.Während er Judäa und Galiläa durchquerte wählte er die zwölf Apostel aus, welche er durch eine besondere Unterweisung den christlichen Glauben unterrichtete. Er lehrte sie, dass sie geistig arm sein sollten und all das, was in der Bergpredigt, die er für sie hielt, geschrieben steht. Er belehrte sie, dass sie dieses nichtsnutzige Zeitalter mit den Füßen treten sollten und er schilderte ihnen die heilsamen und zahlreichen Vorschriften der evangelischen Lehre.

 

Nach der Passion, der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi, nachdem der Heilige Geist gegeben wurde, sammelten sich viele von denen, die die Zeichen und Wunder, welche durch die Hände der Apostel geschahen, sahen in ihrer Umgebung und es ist geschehen, was Lukas schrieb: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele, auch keiner sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte und man gab einem jeglichem, was ihm Not war. Der anderen aber wagte keiner, sich zu ihnen zu tun, sondern das Volk hielt groß von ihnen.“ Und es sammelte sich dank des Heiligen Geistes eine neue Kirche, die sich zuerst aus den Juden, später aus den Heiden speiste. Sie legte nach und nach ebenso die jüdischen wie heidnischen Gebräuche ab, bewahrte aber dennoch gewisse natürliche und gesetzliche Besonderheiten, welche sowohl aus den Gesetzen der Natur als auch aus den Gesetzen der Schrift entnommen und aufgegriffen wurden und die weder im christlichen Glauben enthalten waren, noch ihm widersprachen, sondern für alle, die demütig und gläubig dienen, sich als heilsam erweisen müssen.

 

Man begann auch bereits damit den unberührten Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit zu preisen, mit dem Zeugnis des Alten und des Neuen Testaments. Dieser erschien zuerst gleichsam unter einem Schatten und wurde schrittweise eingeführt. Es erschienen neue Sakramente, neue Riten, neue Befehle, neue Einrichtungen. Die apostolischen und kanonischen Briefe wurden geschrieben. Das christliche Gesetz wurde durch Lehre und Schrift eingerichtet, der katholische Glaube in der gesamten Welt verkündet und indem sie verschiedene Stadien durchlief, die aufeinander folgten, erneuerte sich die heilige Kirche bis zum heutigen Tag wie ein junger Adler und wird sich immer wieder erneuern. Wobei sie immer auf dem heiligen Fundament des Glaubens an die Heilige Dreifaltigkeit steht, außerhalb dessen niemand ein anderes legen kann, obgleich das Haus selber mit verschiedene Flügeln der unterschiedlichen Glaubensrichtungen im heiligen Tempel des Herrn, errichtet werden kann.

<-- 5. Kapitel