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CAPITULUM VIII.

 

Quod Graeci dicunt ideo se subtrahere a conciliis Romanorum pontificum, quia monarchiam Romani imperii diviserunt.

 

 

« Ita, frater charissime, in antiquis historiis nostrorum scriptum invenitur. Verum Romana Ecclesia, cui nos quidem inter has sorores primatum non negamus, et cui in concilio generali praesidenti primum honoris locum recognoscimus, ipsa se propter sui sublimitatem a nobis sequestravit, quando monarchiam, quod sui officii non erat, invasit, et episcopos et Ecclesias occidentis et orientis, diviso imperio, divisit.

 

Et ob hoc si aliquando cum occidentalibus episcopis concilium sine nobis celebrat, illi decreta eius suscipiant, et debita veneratione observent, quorum consilio dictat ea quae dictanda iudicaverit, et quorum conniventia statuuntur quae statuenda decreverit. Nos quoque quamvis in eadem catholica fide a Romana Ecclesia non discordemus; tamen quia concilia his temporibus cum illa non celebramus, quomodo decreta illius susciperemus, quae utique sine consilio nostro, imo nobis ignorantibus scribuntur?

 

 

Si enim Romanus pontifex in excelso throno gloriae suae residens nobis tonare, et quasi proiicere mandata sua de sublimi voluerit, et non nostro consilio, sed proprio arbitrio, pro beneplacito suo de nobis et de Ecclesiis nostris iudicare, imo imperare voluerit, quae fraternitas, seu etiam quae paternitas haec esse poterit? Quis hoc unquam aequo animo sustinere queat?

 

Tunc nempe veri servi, et non filii Ecclesiae recte dici possemus et esse. Quod si sicnecesse esset, et ita grave iugum cervicibus nostris portandum immineret, nihil aliud restaret, nisi quod sola Romana Ecclesia libertate qua vellet, frueretur, et aliis quidem omnibus ipsa leges conderet, ipsa vero sine lege esset, et iam non pia mater filiorum, sed duraet imperiosa domina servorurn videretur et esset.

 

« Quid igitur nobis Scripturarum scientia? Quid nobis litterarum studia? Quid magistrorum doctrinalis disciplina? Quid sapientum Graecorum nobilissima ingenia ? Sola Romani pontificis auctoritas quoe, sicut tu dicis, super omnes est, universa haec evacuat. Solus ipse sit episcopus, solus magister, solus praeceptor, solus de omnibus sibi soli commissis, soli Deo sicut solus bonus pastor respondeat.

 

Quod si in vinea Dei voluerit habere cooperatores, ipse quidem conservato primatu suo exaltatus glorietur in humilitate sua, et non contemnat fratres suus, quos veritas Christi non in servitutem, sed  in libertatem  in  utero matris Ecclesiae generavit. Oportet enim, sicut dicit Apostolus, omnes nos stare ante tribunal Christi, ut referat unusquisque prout gessit, sive bonum, sive malum (II Cor. V, 10).

 

Omnes dicit, Apostolus erat qui dixit, seipsum non excepit, nullum mortalium excepit. Omnes dixit, nec Romanum pontificem quidem excepit. Proinde [in] nullo symbolo hoc reperitur, quod Romanam Ecclesiam confiteri specialiter iubeamur; quinimo unam sanctam Ecclesiam catholicam et apostolicam confiteri ubique docemur.

 

 

« Haec de Romana Ecclesia, salva pace tua, dixerim, quam ego tecum veneror, sed non tecum per omnia sequor, nec ex necessitate per omnia sequendam arbitror: cuius etiam auctoritatem tam excellentem tu pro nobis proposuisti, ut deposito ritu nostro eius formam et imitationem in sacramentis indiscussa ratione et Scripturarum auctoritate susciperemus, et ut tanquam caeci clausir oculis ducentem sequeremur, quocunque illa proprio spiritu ducta praeiret. Quod quam securum, seu honestum nobis fuerit, iudicent tam Latini quam Greci sapientes. »

 

Kapitel 8

 

Die Griechen sagen, dass sie deshalb von den Konzilien des römischen Papstes ausgeschlossen sind, weil sie die Alleinherrschaft der römischen Macht teilen wollen.

 

So, teuerster Bruder, findet es sich in unseren alten Geschichten niedergeschrieben. Aber die römische Kirche, deren Primat unter diesen Schwestern wir nicht leugnen, und der wir den ersten Rang der Ehre als Vorsitzender auf einem allgemeinen Konzil zuerkennen, hat sich wegen ihres Hochmuts von uns getrennt, eine Alleinherrschaft, was ihres Amtes nicht war, errungen und die Bischöfe und Kirchen des Westens und Ostens nach Teilung des Reiches geteilt.

 

Es ist deswegen, weil manchmal ein Konzil mit den westlichen Bischöfen aber ohne uns abgehalten wird. Jene Bischöfe nehmen die Beschlüsse des Konzils an und beobachten mit der gebührenden Verehrung, ob mit Klugheit das verfasst wird, was es zu verfassen glaubt und ob mit Übereinkunft das beschlossen wird, was es zu beschließen erklärt. Obwohl wir im Glauben nicht von der römischen Kirche getrennt sind, wie können wir, da wir zurzeit mit ihr keine Konzilien feiern, ihre Dekrete annehmen, die ohne unsere Beteiligung und unser Wissen geschrieben werden?

 

 

Wenn der römische Papst auf dem erhabenen Thron seiner Herrlichkeit gegen uns wettern und aus der Höhe seiner Erhabenheit Befehle auf uns herabschleudern will, nicht nach unserem Rat, sondern nach seinem eigenen Gutdünken, nach seinem Wohlgefallen über uns und unsere Kirche urteilt, den niedrigsten zu beherrschen verlangt, welche Brüderlichkeit, ja welche Väterlichkeit könnte darin noch liegen? Wer könnte so etwas jemals ruhig ertragen?

 

Denn dann könnten wir nicht mehr Söhne der Kirche genannt werden, wir wären es auch nicht mehr, sondern wahre Sklaven. Uns würde bevorstehen, ein schweres Joch um unseren Hals zu tragen. Nichts anderes würde übrig bleiben, als dass nur noch die Römische Kirche die Freiheit genießen könnte. Indem sie für alle anderen das Gesetz aufstellt wäre sie selber das Gesetz. Sie wäre nicht mehr die gütige Mutter ihrer Kinder, sondern die harte und gebieterische Herrin über Sklaven.

 

Wozu dann noch die Bibelwissenschaft, die geistige Gelehrsamkeit, die theologischen Studien und die edle Weisheit der Griechen? Der römische Bischof macht allein mit seiner Autorität, die - wie du sagst - über allen steht, dies alles leer und zunichte. Soll er dann doch auch allein Bischof, allein Meister, allein Lehrer sein. Er soll allein für alles, was ihm allein anvertraut ist, vor Gott allein als einziger guter Hirt Rechenschaft ablegen!

 

 

Er sollte aber im Garten Gottes Mitarbeiter haben wollen, sich selbst, indem er zwar seinen Vorrang bewahrt, dadurch erhöhen, dass er sich in seiner Demut rühmt und seine Brüder nicht verachten, denen die Wahrheit nicht in der Sklaverei, sondern in der Freiheit im Mutterleib der Kirche geboren wurde. „Denn wir müssen alle affenbar werden,“ so sagt der Apostel, „vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt, es sei gut oder böse.“

 

‚Alle’ sagt er, der Apostel war es der es gesagt hatte, sich selbst hat er nicht ausgenommen, keinen Sterblichen hat er ausgenommen. ‚Alle’ hat er gesagt, und auch den römischen Papst nicht ausgenommen. Also in keinem Glaubensbekenntnis kann gefunden werden, dass von uns verlangt wird, uns besonders zu der heilgen Römischen Kirche zu bekennen, vielmehr wird uns überall gelehrt, uns zu der einen katholischen und apostolischen, heiligen Kirche zu bekennen.

 

Die Römische Kirche verehre ich – wie ich gesagt habe - für dein Seelenheil zusammen mit dir, aber ich verehre sie nicht über allem anderen und ich glaube nicht an die Notwendigkeit, ihr vor allen anderen zu folgen, nicht an ihre Vollmacht und an ihre Auszeichnung, wie du uns vorgetragen hast, nicht daran, dass wir, nachdem wir unsere eigenen Riten aufgegeben haben, ohne vernünftige Erörterung und durch die Autorität der Schrift, ihre Form und ihre Ausführung der Sakramente übernehmen müssen, nicht daran, dass wir blind, mit geschlossenen Augen dorthin folgen, wohin auch immer jener eigentümlich Geist, der uns führt, vorausgeht.  Was für uns sicher und ehrenhaft ist, das sollten sowohl die lateinischen als auch die griechischen Weisen beurteilen.

 

<-- 7. Kapitel